Suche Menü
Barrierefreiheit in Deutschland Barrierefreiheits- stärkungsgesetz Tests, Beratung, Audits, Gutachten, Zertifizierung

Der erste Schritt zur digitalen Barrierefreiheit: Barrierefreiheitsaudit

Illustration zu Barrierefreiheits-Audit (BITV & BFSG): Darstellung einer Webseite auf einem Tablet, drum herum drei Personen mit körperlichen Behinderungen.

Wer digitale Barrierefreiheit ernsthaft und nachhaltig umsetzen möchte, kommt um eine ehrliche Bestandsaufnahme nicht herum. Ein professionelles Barrierefreiheitsaudit ist der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu einer barrierefreien digitalen Infrastruktur – sei es für Websites, Apps oder sonstige digitale Angebote. Warum? Ganz einfach: Wer nicht weiß, wo die Barrieren liegen, kann sie auch nicht gezielt beseitigen.

Audit: Die Bestandsaufnahme mit System

Ein Audit dient dazu, den aktuellen Stand der Barrierefreiheit systematisch zu erfassen. Dabei werden nicht nur grobe Fehler identifiziert, sondern auch Details, die im Alltag große Auswirkungen haben können. Das Ergebnis ist eine strukturierte To-do-Liste – klar, nachvollziehbar und umsetzungsorientiert. Ein solches Audit ist damit weit mehr als ein bloßer Check: Es ist der Startpunkt für konkrete Verbesserungen. Doch nicht jedes Problem ist gleich ein Richtlinienverstoß im Sinne der BITV oder WCAG. Genau hier zeigt sich die Stärke eines umfassenden Audits wie dem Barriere-Check Pro: Er dokumentiert auch reale Barrieren, die außerhalb des Prüfrasters der Richtlinien liegen – aber trotzdem echte Nutzungsprobleme verursachen.

Jedes Problem gehört an den richtigen Platz

Ein weiterer entscheidender Vorteil eines professionellen Audits: Es ermöglicht die präzise Zuordnung der gefundenen Barrieren an die zuständigen Gewerke. Denn nicht jede Hürde ist ein Technikproblem – manche betreffen das Design, andere die Redaktion, wieder andere den gelieferten Content (z. B. eingebundene Videos oder PDFs von Dritten).

Ein gutes Audit benennt nicht nur das Problem, sondern auch den Verantwortungsbereich:

  • Design: Kontraste, Schriftgrößen, Interaktionsdesign
  • Webentwicklung: Semantik, Tastaturbedienbarkeit, ARIA-Rollen
  • Redaktion: Alternativtexte, Überschriftenstruktur, Klartext
  • Drittanbieter: Video-Untertitelung, barrierefreie PDF-Dokumente, eingebundene Tools

So wird aus dem Audit eine praxisnahe Arbeitsgrundlage, mit der Teams gezielt loslegen können – ohne sich in gegenseitigen Zuständigkeiten zu verlieren.

Warum heißt der BITV-Test eigentlich BITV-Test?

Der Begriff BITV-Test geht zurück auf die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV), die bereits 2002 in Kraft trat – also lange vor dem heutigen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Der BIK BITV-Test wird von der DIAS GmbH im Rahmen des Projekts „BIK – barrierefrei informieren und kommunizieren“ verantwortet. anatom5 ist seit vielen Jahren eine der Prüfstellen dieses Verfahrens.

Der BITV-Test hat sich über viele Jahre hinweg als praxisnahes, etabliertes Testverfahren in Deutschland durchgesetzt – insbesondere im öffentlichen Sektor. Er basiert seit jeher auf den international gültigen Standards der WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) sowie der europäischen Norm EN 301 549. Letztere bildet heute auch die gesetzliche Grundlage für das BFSG.

Das bedeutet: Ein BITV-Test entspricht inhaltlich einem BFSG-Audit – sowohl in Bezug auf die geprüften Anforderungen als auch auf die methodische Herangehensweise. Der Unterschied liegt im Namen und dem rechtlichen Kontext: Während der BITV-Test historisch aus der Verpflichtung der öffentlichen Hand kommt, erweitert das BFSG diesen Anspruch nun auch auf Teile der Privatwirtschaft. Das zugrunde liegende Prüfverfahren bleibt jedoch das gleiche.

Mit einem erfolgreichen BITV-Test erfüllen Sie somit nicht nur die Anforderungen der BITV, sondern auch die des BFSG – ein Audit, zwei Zwecke.

BFSG und BITV – Die Audit-Qualität ist entscheidend

Nicht jedes Accessibility-Audit ist gleich – das zeigt die Praxis leider allzu deutlich. Von reinen Tool-Auswertungen ohne Kontext bis hin zu undurchsichtigen Eigenentwicklungen mit fragwürdiger Aussagekraft reicht das Spektrum. Genau hier setzt die neue Handreichung der BFIT-Bund mit dem Titel „Qualitätskriterien für die Begutachtung der Barrierefreiheit“ an.

Die Handreichung schafft erstmals einen einheitlichen Rahmen für hochwertige, nachvollziehbare Barrierefreiheitsgutachten. Sie fordert unter anderem:

  • Transparente Methodik und klarer Prüfgegenstand
  • Repräsentativer Prüfumfang passend zur Zielanwendung
  • Strukturierte Ergebnisse inklusive konkreter Mängelbeschreibung
  • Bezug zu Normen, Zielgruppen und genutzten Hilfsmitteln
  • Klare Dokumentation inklusive barrierefreier Ausgabeformate (HTML, PDF/UA)
  • Fachlich qualifiziertes Prüfpersonal mit nachgewiesener Praxiserfahrung

Sowohl der BIK BITV-Test als auch unser hauseigener Barriere-Check Pro erfüllen diese Kriterien bereits heute. Beide Verfahren setzen auf langjährige Erfahrung und tiefgreifendes Praxiswissen – auch im Umgang mit assistiven Technologien wie Screenreadern.

Beim BITV-Test sorgt zudem ein systematisches Vieraugenprinzip für zusätzliche Qualitätssicherung. Beide Verfahren liefern nicht nur barrierefreie Berichte, sondern auch maschinenlesbare Datenformate zur Integration in interne Prozesse (z. B. GitLab, GIRA).

Kurz gesagt: Wer ein Audit im Kontext des BFSG beauftragt, sollte nicht nur auf den Preis oder das Versprechen „barrierefrei“ schauen – sondern auf die Prüfqualität. Denn: Ein Gutachten ist keine Meinung – es ist eine nachvollziehbares Fachgutachten.

BITV-Test oder Barriere-Check Pro?

Ob ein offizieller BITV-Test zur Konformitätsprüfung oder der Barriere-Check Pro zur umfassenden Analyse: Beide Verfahren haben ihre Berechtigung – je nachdem, wo Sie im Prozess gerade stehen.

Der BITV-Test prüft konform zur BITV, WCAG und EN 301 549 – ideal für die Dokumentation erreichter Barrierefreiheit und die Erlangung eines anerkannten Zertifikats. Das ist besonders dann wichtig, wenn Sie eine BITV- oder BFSG-Zertifizierung anstreben oder an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen möchten.

Der Barriere-Check Pro hingegen bietet mehr: Er zeigt, wo echte Barrieren lauern – auch jenseits der Richtlinien. Damit eignet er sich besonders in frühen Phasen eines Projekts oder für Organisationen, die nicht nur gesetzeskonform, sondern wirklich inklusiv sein wollen. Darüber hinaus werden beim Barriere-Check Pro (anders als beim BIK-BITV Test) auch PDF-Dokumente stichprobenartig mit geprüft, denn auch die müssen barrierefrei sein. Und last but not least können beim Barriere-Check Pro auch offensichtlich Usability-Fehler dokumentiert werden, was beim BIK BITV-Test als reiner Richtlinien-Test nicht möglich ist.

Fazit: Ohne Bestandsaufnahme keine Strategie

Digitale Barrierefreiheit beginnt mit Klarheit. Ein Audit schafft genau diese Klarheit – als fundierte Grundlage für alles Weitere. Erst wenn die Hindernisse bekannt und richtig zugeordnet sind, können sie effizient und nachhaltig beseitigt werden. Das spart nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern sorgt auch dafür, dass Ihre digitalen Angebote wirklich für alle Menschen nutzbar sind.